SWK-Gutachten: Zielvorgabe 100% plus X!

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Nr. 15/2023 am 08.12.2023

SWK-Gutachten: Zielvorgabe 100% plus X!

Das heute veröffentlichte Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) schlägt aus Sicht des Verbandes Deutscher Realschullehrer (VDR) einige zielführende Maßnahmen vor, um die Qualität der Lehrkräfteausbildung für die Zukunft zu sichern und gleichzeitig wieder mehr junge Menschen für das Lehramtsstudium zu motivieren. Damit das gelingt, bedarf es allerdings einiger Weichenstellungen.

Der Vorsitzende des VDR, Ralf Neugschwender, äußert sich dazu wie folgt:

„Die Anfang dieses Jahres verkündeten Vorschläge für kurzfristige „Notmaßnahmen“ der SWK zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel wie beispielsweise die Begrenzung von Teilzeitmöglichkeiten oder die Weiterbeschäftigung von Ruheständlern haben viel Vertrauen bei der Schulfamilie zerstört. Daher sind wir zunächst erleichtert, dass die SWK im aktuellen Gutachten nun zu Empfehlungen übergeht, die auf professionell ausgebildete Lehrkräfte, eine bessere Verzahnung von erster, zweiter und dritter Phase des Lehramtsstudiums sowie auf eine bessere Planbarkeit beim Lehrkräftebedarf abzielen.

Angesichts der Herausforderungen der gestiegenen Migration, der fortschreitenden Digitalisierung und der Tatsache, dass unsere Demokratie immer mehr unter Druck gerät, müssen wir alles tun, dass die Schulen nicht nur eine auf Kante genähte Versorgung mit Lehrkräften erhalten. Die genannten Zukunftsaufgaben erfordern eine Versorgung mit 100 % plus einem großen X. Entscheidend dabei ist, dass das ohnehin am Limit agierende Bestandspersonal an den Schulen nicht zusätzlich belastet wird. Das geht aber nur, wenn ausreichend Lehrkräfte im System sind und der Nachwuchs im Lehramt gewährleistet ist. Der aktuelle Mangel darf nicht durch eine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung, kaum qualifizierte Studierende als Vertretungslehrkräfte oder durch die vielen Sondermaßnahmen im Quer- und Seiteneinstieg kaschiert werden. Daher ist es absolut richtig und wichtig, wenn die SWK jetzt alle Bundesländer auffordert, endlich vergleichbare und verlässliche Prognosen zum Lehrkräftebedarf aufzustellen. Diese Kennzahlen bei Studienanfängerzahlen oder bei der Zu- und Abwanderung in einem Bundesland sind zwingend auch regelmäßig einem Update zu unterziehen, ohne ein neues Bürokratiemonster an den Schulen zu etablieren. Der so genannte „Schweine-Zyklus“ aus zu viel oder zu wenig Angebot an Stellen muss der Vergangenheit angehören. Es braucht Planbarkeit für Studierende wie für Schulen.

Auch müssen wir dafür sorgen, dass das Lehramtsstudium an den Hochschulen nicht das fünfte Rad am Wagen bildet, sondern bei den inneruniversitären Verteilungskämpfen um Stellen und Mittel ein hohes Standing besitzt. Dabei kommt den Zentren für Lehrkräftebildung bzw. schools of education eine hervorgehobene Rolle zu. Wir sind überzeugt: Studierende, die eine feste Anlaufstelle und den Kontakt zu vielen Gleichgesinnten haben, brechen ihr Studium seltener ab und verfolgen ein festes Berufsziel. Von ebenfalls großer Bedeutung ist auch eine qualitativ hochwertige zweite Phase der Lehrerbildung. Die im Gutachten angedachte Verkürzung des Vorbereitungsdienstes auf in der Regel 12 Monate lehnen wir daher deutlich ab.

Abschließend: Viele Empfehlungen zielen in einer längerfristigen Perspektive auf die Qualität der Ausbildung ab und setzen auf eine systematische Verbindung der verschiedenen Phasen. Wir unterstützen diese Zielrichtung, aber fordern die SWK auf, die Lehrerverbände mit ihrer Expertise ins Boot zu holen, damit der Praxischeck gelingt. Empfehlungen sind vor allem dann wirksam, wenn auch Praktiker mit an Bord sind.“  


Kategorien:
Politik

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