Qualitätsoffensive Lehrkräfte(aus)bildung – Lehrkräftemangel bewältigen

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Nr. 08/2022

22. April 2022

Qualitätsoffensive Lehrkräfte(aus)bildung – Lehrkräftemangel bewältigen

Deutscher Realschullehrerverband fordert, die Attraktivität des Lehrberufs zu steigern, die Leistungsorientierung zu stärken und die Zukunftsfähigkeit zu sichern.

„An den Universitäten muss die Lehrerbildung endlich aus dem Schattendasein des geduldeten Studienganges heraus!“, fordert der Bundesvorsitzende des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR) Jürgen Böhm. Viele sähen den Lehramtsstudiengang immer noch als lästiges Anhängsel. Das liege häufig an der geringen Attraktivität des Berufes, an den teilweise überzogenen verwaltungsbezogenen, sozialen und vor allem erzieherischen Anforderungen an die Lehrkräfte und an der ewigen Diskussion über Beamtenstatus und Einstiegsbesoldung.

„Die wichtigsten Kriterien sind jedoch die über Jahre heruntergefahrene Qualität der Ausbildung und der Status der Lehrkräftebildung an den Universitäten. Die 2015 gestartete Qualitätsoffensive Lehrkräftebildung war finanziell und inhaltlich gesehen, gelinde gesagt, ein Witz!“, so Böhm.

"Viele leistungsstarke Abiturienten scheuen den Lehrberuf, da die Orientierung an Leistung in den vergangenen Jahren an den Schulen zunehmend in den Hintergrund gedrängt wurde. Übertrittsbedingungen wurden eingeebnet, über die Rolle von Noten wurde immer mehr diskutiert und Schulen mutierten zur Reparaturwerkstatt der Gesellschaft. An Schulstrukturen wurde über Jahre herumexperimentiert. Statt Bildung und Inhalte standen oft „pädagogische Spielwiesen und ideologische Steckenpferde“ im Mittelpunkt“, stellt Böhm fest.

Ein klares Abschlussprofil der Schulen sei oft nicht mehr erkennbar: Einheitsschulen und der Drang nach „Abitur für alle“ wirken eher abschreckend auf junge Menschen. Es gebe keine fassbaren Strukturen mehr, die Sicherheit und klare Linien bieten. Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten im Lehramt scheinen für junge Menschen oft begrenzt. Beförderungsmöglichkeiten sollten als Anreiz auch im Schulbereich selbstverständlich sein.

Was wir für eine zukunftsorientierte Lehrerbildung brauchen, sind:

  • eine klare leistungsorientierte, differenzierte, abschlussbezogene Lehrkräfteausbildung
  • Ressourcen für die zwei Phasen der Lehrkräfteausbildung
  • Referendariat mit 24 Monaten
  • Inhalte in der Lehrkräfteausbildung, die sich an den Realitäten der modernen Welt orientieren, wie Digitalisierung, ökonomische Bildung und nachhaltige Entwicklung
  • Aufstockung des Ausbildungspersonals an den Universitäten und im Vorbereitungsdienst
  • Möglichkeiten der Weiterentwicklung oder auch des Ausstieges nach dem Lehramtsstudium 
  • Ausbau der Weiterbildungs- und Qualifikationsphase für Lehrkräfte als Bestandteil der Unterrichtsverpflichtung

Jürgen Böhm fordert ein schnelles Handeln: „Das Jammern ist heute groß. Jeder scheint betroffen und überrascht. Doch nicht erst mit der neuen Flüchtlingswelle aus der Ukraine war klar, dass unserem Land Lehrerinnen und Lehrer fehlen. Auf die Schulen werden massive Herausforderungen zukommen, die nur durch ein abschlussbezogenes, engagiertes, gut ausgebildetes und qualifiziertes Lehrpersonal bewältigt werden können.“

Attraktivität – Leistungsorientierung - Zukunftsfähigkeit

Foto: pixabay/steveriot1


Kategorien:
Ausbildung Politik

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