Differenzierte Wege sind gerecht und ermöglichen bessere Leistungen

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Nr. 07/2021

11. März 2021

Aktuelle Studie bestätigt: Differenziertes Schulsystem schafft mehr Bildungsgerechtigkeit als Einheitsschulsysteme

„Wir sehen uns bestätigt und haben dies immer klar vertreten: Differenzierte Wege sind gerecht und fördern Qualität, Leistung, Vielfalt und Individualität. Mit der Studie wurden die Irrwege der Schulstrukturdiskussionen der vergangenen Jahre wissenschaftlich als solche belegt“, betont Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR) zur aktuell veröffentlichten Studie „Kognitive Homogenisierung, schulische Leistungen und soziale Bildungsungleichheit“.

Die Studie belegt überzeugend, dass das gegliederte Schulsystem für mehr Leistung und Bildungsgerechtigkeit in einem Land sorgt. Vor allem schwächere Schüler profitieren von einem differenzierten Bildungssystem. Die Studie widerspricht damit der in den vergangenen Jahren verbreiteten Meinung, eine strikte Leistungsdifferenzierung beim Übergang auf die weiterführende Schule führe zu einer stärkeren Bildungsungleichheit. "Viele konstruierte Schulstrukturdiskussionen, die Abschaffung von Übertrittskriterien in weiterführende Schulen und die künstliche Verlängerung der Grundschule bis Jahrgangsstufe 6 hätte man sich sparen können", so Böhm auch mit Blick auf die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, wo am kommenden Wochenende Landtagswahlen stattfinden und in den vergangenen Jahren differenzierte Schulformen angegriffen oder gar beseitigt wurden. 

„Wie auch die Autoren der Studie appelliere ich an die Bildungsverantwortlichen in den Bundesländern, stärker auf Kriterien der Leistungsdifferenzierung zu setzen, um ein effizienteres und vor allem gerechteres Schulsystem für die Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen. Die Studie zeigt deutlich, Einheitsschulsysteme wie die Gemeinschaftsschule, die Gesamtschule oder das ‚Abitur für alle‘ sind nicht die richtige Antwort.“  

„Das differenzierte Bildungssystem bietet vielfältige Möglichkeiten. Die besonderen und klar definierten Bildungsprofile der einzelnen Schularten können die Talente und Begabungen der jungen Menschen bestens fördern und sie fordern“, erklärt Böhm. Dadurch seien hochwertige und erfolgreiche Schulabschlüsse möglich, die mit Leistung und Qualität hinterlegt seien und vielfältige Anschlussmöglichkeiten eröffneten. Alle differenzierten Schularten hätten dabei ihre Berechtigung: Einen Königsweg, wie ihn manche gerne in bestimmten Abschlüssen sehen, gebe es nicht. Es sei jedoch grundverkehrt, die individuellen Fähigkeiten und Eignungen über einen Kamm zu scheren. 

„Den Schülern diese Bildungsgerechtigkeit und die Chance auf eine angemessene Förderung und Forderung vorzuenthalten, ist schlicht ein Vergehen an den Jugendlichen und an ihrer Zukunft!“, schließt Böhm.

 

Hintergrund:

Der Mannheimer Soziologe Hartmut Esser hatte gemeinsam mit dem Bamberger Wissenschaftler Julian Seuring untersucht, wie sich eine unterschiedlich strikt geregelte Differenzierung auf die Leistungen in der Sekundarstufe auswirkt. Die Ergebnisse der Studie besagen, dass eine Differenzierung die Effekte der sozialen Herkunft eher abschwächen denn verstärken. Die Leistungen in der Sekundarstufe nehmen dabei zu, insbesondere in der Kombination mit einer homogeneren Zusammensetzung der Schulklassen nach kognitiven Fähigkeiten.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier:
www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zfsoz-2020-0025/html

 

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Waltraud Eder
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